Eine Bushaltestelle in der Wüste, eine Rieseneidechse und ein zusammengekauerter, gesichtsloser Mensch in einer Holzhütte, ein Hirschhornkäfer, der durch ein Fernglas ein Flugzeug betrachtet, Pinguine in der Wüste…
Die Künstlerin Sonja Bendiks faszinieren vor allem Gegensätze, das, „was auf den ersten Blick nicht zusammenpasst, konträres, sei es vom Inhalt her, von den Dimensionen, Strukturen oder von den Farben… Neben meiner Vorliebe für Surrealismus habe ich auch eine mystische oder esoterische Ader." Diese Themen und Motive finden sich in den frühen Bildern immer wieder. Fragen nach Leben und Tod, dem Leben und Überleben in einer kargen, lebensfeindlichen Welt, symbolisiert durch die Wüste, in der sich Lebewesen aber auch Gegenstände befinden, die in dieser Umgebung fremd sind. Realistisch und detailgetreu dargestellt, symbolisieren sie Kraft, Energie und Lebenswillen. Wobei die Wüste vielleicht auch einen Gegensatz zum feucht-trüben Bremer Schmuddelwetter darstellt, aber auch wie die Künstlerin selber sagt, in ihrer Leere und Einfachheit einen Gegensatz zu ihrem eigenen rastlosen Inneren bietet.
Schon als Jugendliche zeichnete Sonja Bendiks viel und leidenschaftlich gerne. Mit 15 kaufte sie von ihrem Konfirmationsgeld den ersten Ölmalkasten. „180 Mark, das war damals sehr viel Geld." Bis sie ihn wirklich nutzte, vergingen aber noch einige Jahre, denn „ich war es nur gewohnt, mit Bleistift oder Kohle zu schaffen, wie ich die Farben einsetzen sollte, war mir lange ein Rätsel." Erst mit 25 wurde der Schwarz-Weiss-Bann gebrochen: Ihr erstes Bild in Öl war grafisch mit geometrischen Formen und leuchtenden Farben Das zweite Bild zeigte eine Hand, die eine Kugel hält, aus der in einer sehr trockenen Berg- und Wüstenlandschaft ein Rinnsal fließt. Es erhielt den Titel „Wasser des Lebens".
Eigentlich hätte sie gerne Kunst studiert, aber so eine „brotlose Kunst" ließen die Eltern nicht zu. So folgte sie ihrer Schwester und machte einer Ausbildung zur Kinderpflegerin. Hier traf sie auf eine Kunstlehrerin, die sie förderte und mit ihrem offenen unangepassten Geist sehr inspirierte.
Neben ihrer anspruchsvollen Arbeit, heute mit alten Menschen, und ihren zwei Kindern, die sie weitgehend allein großgezogen hat, hat Sonja Bendiks es über die letzten 30 Jahre immer geschafft, sich für das Malen Zeit zu nehmen, hierin einen Ausgleich zum Alltag zu finden und sich als Künstlerin weiterzuentwickeln. Dabei interessiert sie vor allem der Schaffensprozess, die Herausforderung, die Bilder, die im Kopf entstehen, auf die Leinwand zu bringen. „Wenn die Bilder fertig sind, kann ich mich leicht verabschieden, ich hänge nicht an ihnen, ich bin dann schon wieder beim nächsten Thema."
Über die Jahre hat Sonja Bendiks auf vielerlei Weise ihr Auge für Details geschult, zum Beispiel durch die Fotografie. Dabei richtet sich ihr Interesse auf das Kleine: Insekten und Gräser, Steine, Baumrinde, Blätter, verwitterte Mauern und abblätternde Farben. „Durch diese jahrelange Übung sehe ich viel mehr als andere. Das merke ich auch in den Malkursen, die ich seit 20 Jahren gebe, wenn ich die Teilnehmer auf Details aufmerksam mache, die ihnen gar nicht auffallen." Alles so genau wahrzunehmen, mit einer derartigen Sensibilität durchs Leben zu gehen, ist manchmal auch sehr anstrengend. „Ich bin oft innerlich damit beschäftigt, verschiedene Eindrücke und Elemente zusammenzubauen, im Kopf auszuprobieren, was wie zusammenpasst. Was dabei entsteht, kann ich gar nicht so schnell auf der Leinwand umsetzen. Ich wünsche mir oft, ich hätte mehr Zeit, um mich ausschließlich dem Malen zu widmen. "
In der letzten Zeit hat Sonja Bendiks sich mit leichter Hand und großem Geschick auch auf das Feld der abstrakten Malerei begeben und benutzt dabei auch für sie ganz neue Farben wie grün und violett, wo es früher vor allem die warme rot-braun-gelb-Palette war. „Ich denke aber, dass ich immer wieder zur Feinmalerei zurückkommen werde, denn am meisten reizt mich doch die Ausarbeitung von Details. Und eben immer wieder die Kombination von Dingen, die nicht zusammenpassen. Das könnten aber ja auch unterschiedliche Stile sein."
Sonja Bendiks, 1960 geboren, lebt und arbeitet in Bremen. Sie malt bevorzugt mit Öl- und Acrylfarben.
Text: Maja Linnemann
Ausstellungen:
1998 Martin Luther Gemeinde in Bremen Einzelausstellung
2000 Bibliothek Gesamtschule-West Einzelausstellung
2004 Bürgerhaus Hemelingen Gemeinschaftsausstellung
2006 Bürgerhaus Mahndorf Einzelausstellung
2006 Nachbarschaftstreff Vahrer- See Gemeinschaftsausstellung
2007 Kunsthalle Bremen Gemeinschaftsausstellung „AWO-Art"
2008 Begegnungsstätte Bremen Nord Gemeinschaftsausstellung
2008 Kunstfrühling Bremen Nord - 1. Publikumspreis für das Bild „Zimmer frei"
2008 Gewerkschaftshaus Bremen Gemeinschaftsausstellung „AWO-Art"
2009 swb Bremen Kunst voller Energie - 3. Preis für das Bild „Kraftschub"
2010 Bürgerhaus Hemelingen Gemeinschaftsausstellung „Kontraste"
2010 Offene Ateliers im Viertel Ateliergemeinschaft Fehrfeld
2011 Offene Ateliers im Viertel Ateliergemeinschaft Fehrfeld
2011 Schlachthof Bremen Kunstmarkt
2012 Schlachthof Bremen Kunstmarkt
2012 Offene Ateliers im Viertel Ateliergemeinschafr Fehrfeld
2012 Nachbarschaftstreff Vahrer- See Gemeinschaftsausstellung
2013 Philosophie-Salon Bernd Oei Einzelausstellung „Zwischentöne"
2013 Kunst- und Kulturverein callas e.V. - "callas art affair" Gemeinschaftsausstellung
2014 City Galerie Bremen Gemeinchaftsausstellung
2014 Kunst- und Kulturverein callas e.V. - "callas art affair" Gemeinschaftsausstellung "Phantastischer Realismus und moderner Surrealismus"
2015 City Galerie Bremen Gemeinchaftsausstellung "Hoetger und Marcks"
2016 Kunst- und Kulturverein callas e.V. - "callas art affair" Sommerausstellungg Gemeinschaftsausstellung
2016 City Galerie Bremen Gemeinchaftsausstellung "Max Liebermann" in Kooperation mit der Kunsthalle Bremen
2017 City Galerie Bremen Gemeinchaftsausstellung "Max Beckmann" in Kooperation mit der Kunsthalle Bremen
2018 Kassenärztliche Vereinigung Bremen Gemeinchaftsausstellung mit Petra Niemann
Seit 2005 als Kursleiterin für Öl- und Acrylmalerei im Hanna- Harder- Haus der AWO in Bremen .